4. Januar 1960
Sehr geehrter Herr Füssl,
Ihren liebenswürdigen Brief vom 28. Dezember habe ich erhalten. Leider sind alle Partituren Martinus in vielen Beziehungen ungenau. Sie werden sicher auch zahlreiche falsche Töne finden. Auf alle Fälle sind Ihnen alle Leute, die je mit diesem Werk zu tun haben, für Ihre Findigkeit und Gewissenhaftigkeit herzlich dankbar.
Am schlimmsten steht es immer mit den Tempobezeichnungen. Wir werden vermutlich an vielen Stellen nie herausfinden, was der Komponist wirklich gemeint hat. Aus meiner Kenntnis von Martinus Musik scheint mir, dass beim Beginn des 6/8 Taktes tatsächlich = 66 gemeint ist, (sicher nicht = 132!). Ich glaube, dass bei der dritten Tempoangabe (poco meno . = 100) das Tempo etwas langsamer wird und es z.B. richtig heissen müsste = 50. Das Poco più meno = 88 auf S. 6 hat dann, rezitativ-artig deklamiert, ein etwas rascheres Grundtempo.
Ich weiss nicht, ob Sie diese Interpretation überzeugt.
Im übringen kann es sich bei diesen Temposchwankungen im 6/8 Takt nur um relativ kleine Verschiebungen handeln und nicht um abrupte Wechsel des Tempos.
Mit herzlichem Dank für Ihre Bemühungen und allen guten Wünschen zum Neuen Jahr verbleibe ich
mit freundlichste Grüssen
Ihr
Herrn Karl Heinz Füssle, Uiversal Edition AG., Karlsplatz 6,
WIEN /I
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