Transcription of the letter | Lieber Herr Sacher,
Haben Sie vielen Dank fuer Ihren Brief vom 3. Oktober. Es ist immer wieder eine arge Gewissensfrage fuer mich, Materiale zu verkaufen und wenn ich Ihnen alle die Gruende aufzaehlen wollte, die mich vom Verkauf abhalten, muesste ich eine ganze Abhandlung schreiben ohne Hoffnung, dass Sie sich auch nur entfernt dafuer interessieren koennten. Warum sollten Sie auch? Die Probleme, die in dieser Frage liegen, schon an der Oberflaeche rein finanziell aus, aber die Wurzeln reichen tief ins Mark des Musiklebens und wenn die wahren Hyaenen dieses Musiklebens, als da sind die Rundfunkinteressenten und die Grammophonfabriken, etwas Einsehen haetten (sie alle gebaerden sich als Goenner und Foerderer!), dann waere es viel leichter, moderne Musik zu publizieren. Darf ich Ihnen nicht einen Vorschlag zur Guete machen? Ich stele Ihnen zwei komplette Materiale zu Verfuegung, die Sie vollstaendig nach Ihren Wuenschen bezeichnen und auskorrigieren lassen. Diese Materiale, in denen jede einzelne Stimme Ihren Namen traegt, werden hier oder bei Krompholz ausschliesslich zur Benuetzung fuer Ihre Auffuehrungen reserviert und niemand anderem geliehen. Mit zwei Materialen sollte es immer moeglich sein, auch kurz auf einander folgende Auffuehrungen zu versorgen. Bitte, sagen Sie mir, ob Sie das befriedigen wuerde. Ich waere Ihnen herzlich dankbar, wenn Sie mir dabei helfen wuerden und wenn Sie einverstanden sind, veranlasse ich sofort, dass Sie zwei neune Materiale bekommen.
Die Partituren der zweiten und dritten Martinu-Symphonie sind leider nicht gedruckt, aber ich kann Ihnen je ein Exemplar photokopieren lassen. Die Partituren sehen gut aus und sind sehr gut leserlich. Soll ich das besorgen lassen? Ich kann im Augenblick nicht genau sagen, wieviel das kostet, aber der Preis ist sicher nicht exorbitant.
Werden Sien anfangs November noch im Lande sein, wenn Strawinsky seine Konzerte in Genf und Lausanne hat?
Ich bin mit herzlichen Gruessen
Ihr
[podpis] Roth
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