Transcription of the letter | 16. Januar 1950
Lieber Herr Stein,
Vielen Dank für Ihren beiden Briefe vom 5. und 11. Januar, die ich bei meiner Rückkehr aus Wien vorgefunden habe. Wir haben dort Ihre Tochter und Ihren Schwiegersohn verschiedentlich getroffen und glauben, dass sie eine angenehme, Zwenn zum Teil auch anstrengende Zeit verlebt haben. Es ist sehr schade, dass Peter Pears nicht nach Wien fahren konnte, und wir bedauren es auch sehr, dass nun seine Schweizer Konzerte dahinfallen werden. Ich bin aber froh, dass es ihm gesundheitlich bereits wieder besser geht und hoffe, dass er bald wiederhergestellt ist.
Die “Sinfonia concertante” von Martinu möchte ich zum 60. Geburtstag des Komponisten am 8. December d.J. uraufführen. Das Werk gefällt mir ganz aussergewöhnlich. Ich beabsichtige, dem Komponisten nachträglich noch ein Honorar für die Partitur zukommen zu lassen, obwohl es sich ursprünglich nicht um einen Auftrag gehandelt hat. Unter diesen Umständen möchte ich Sie bitten, mir die Uraufführung zu überlassen. Sind Sie damit einverstanden?
Mit den Chorproben zur “Persephone” von Strawinsky habe ich bereits begonnen, sodass ich sehr dankbar wäre, wenn Sie mir die Partitur so bald als möglich schicken lassen können. Ich hasse es, Chorproben mit einem Klavier-Auszug machen zu müssen. Ohne Partitur kann ich das Werk ja auch gar nicht richtig kennen lernen.
Ich verbleibe mit den freundlichsten Grüssen, auch an Frau Stein
Ihr
Dr. Erwin Stein Esq.
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London W.1.
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